Eine Straße führt durch Weinberge zu einem Weinberg in Bordeaux

Was bedeutet Appellation beim Wein?

Die Appellationen von Bordeaux: Ein Überblick über die Weinvielfalt der Region

Bordeaux, eine der renommiertesten Weinregionen der Welt, ist bekannt für seine exquisiten Weine und seine lange Tradition im Weinbau. Die Region erstreckt sich entlang der Garonne und Dordogne und umfasst eine Vielzahl von Terroirs, die unterschiedliche Geschmäcker und Stile hervorbringen. Ein zentrales Element des Bordeaux-Weins ist das System der Appellationen, das den Ursprung und die Qualität der Weine definiert. In diesem Blog-Beitrag werden wir die verschiedenen Appellationen in Bordeaux erkunden, ihre Besonderheiten beleuchten und verstehen, warum sie so wichtig für Weinsammler sind.

1. Was ist eine Appellation?

Eine Appellation ist ein geografisch definierter Bereich, in dem bestimmte Regeln für den Anbau von Trauben und die Herstellung von Wein gelten. In Frankreich wird das Appellationssystem durch das AOC (Appellation d'Origine Contrôlée) geregelt, das sicherstellt, dass Weine aus bestimmten Regionen bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. In Bordeaux gibt es zahlreiche Appellationen, die jeweils ihre eigenen Vorschriften hinsichtlich Rebsorten, Ertragsgrenzen und Herstellungsverfahren haben.

2. Die Hauptappellationen von Bordeaux

2.1 Médoc

Der Médoc ist eine der bekanntesten Appellationen in Bordeaux und liegt im linken Ufer der Garonne. Diese Region ist berühmt für ihre kraftvollen Rotweine, die hauptsächlich aus Cabernet Sauvignon hergestellt werden. Zu den renommiertesten Weingütern gehören Château Margaux, Château Latour und Château Lafite Rothschild. Der Médoc ist in mehrere Unterappellationen unterteilt, darunter Haut-Médoc, Saint-Estèphe, Pauillac und Saint-Julien.

2.2 Graves

Ein frisch gekühltes Glas Dessertwein mit Blick auf einen Weinberg bei einem Sommer-Sonnenuntergang

Die Graves-Appellation erstreckt sich ebenfalls am linken Ufer der Garonne und ist bekannt für ihre hochwertigen Rot-, Weiß- und Dessertweine. Die Böden bestehen aus Kieselsteinen, was zu einer guten Drainage führt – ideal für den Anbau von Trauben wie Cabernet Sauvignon und Merlot sowie Sauvignon Blanc und Sémillon für Weißweine. Château Haut-Brion ist eines der berühmtesten Weingüter dieser Region. Nicht zu vergessen Château d’Yquem mit seinem Dessertwein aus der Appellation Sauternes.

2.3 Saint-Émilion

Saint-Émilion liegt am rechten Ufer der Dordogne und ist bekannt für seine eleganten Rotweine, die hauptsächlich aus Merlot und Cabernet Franc bestehen. Diese Region hat eine reiche Geschichte im Weinbau und wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Zu den berühmtesten Weingütern zählen Château Ausone und Château Cheval Blanc.

2.4 Pomerol

Pomerol ist eine kleine, aber äußerst angesehene Appellation am rechten Ufer von Bordeaux. Sie produziert einige der teuersten Weine der Welt, wobei Merlot die dominierende Rebsorte ist. Pomerol-Weine sind bekannt für ihre Fülle und Eleganz; Château Pétrus gilt als das Flaggschiff dieser Region.

2.5 Entre-Deux-Mers

Entre-Deux-Mers liegt zwischen den Flüssen Garonne und Dordogne und ist vor allem für seine frischen Weißweine bekannt, die aus Sauvignon Blanc, Sémillon und Muscadelle hergestellt werden. Diese Region hat weniger internationale Bekanntheit als andere Teile von Bordeaux, bietet jedoch hervorragende Weine zu einem oft günstigeren Preis.

3. Das Terroir: Der Schlüssel zur Vielfalt

Vogelperspektive von Weinbergen und einer Landstraße in Bordeaux

Das Terroir spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Geschmacksprofils eines Weins in Bordeaux. Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Klima und Topografie variieren stark zwischen den verschiedenen Appellationen:

Boden: Im Médoc finden sich kiesige Böden ideal für Cabernet Sauvignon; während in Saint-Émilion lehmige Böden vorherrschen, die perfekt für Merlot sind.

Klima: Das maritime Klima mit milden Wintern und warmen Sommern begünstigt den Anbau von Trauben in dieser Region.

Topografie: Die unterschiedlichen Höhenlagen beeinflussen ebenfalls das Mikroklima innerhalb jeder Appellation.

Diese Variabilität im Terroir führt zu einer beeindruckenden Vielfalt an Geschmäckern und Stilen innerhalb der Bordeaux-Weine.

4. Klassifikationssysteme in Bordeaux

Ein weiteres wichtiges Element des Bordeaux-Weinmarktes sind die Klassifikationssysteme, die den Status bestimmter Weingüter definieren:

4.1 Die Klassifikation von 1855

Die berühmteste Klassifikation stammt aus dem Jahr 1855 und wurde anlässlich der Weltausstellung in Paris erstellt. Sie klassifiziert die besten Châteaux des Médoc sowie Château Haut-Brion aus Graves in fünf Kategorien (Crus). Diese Klassifikation hat bis heute Bestand und beeinflusst maßgeblich den Marktwert dieser Weine.

4.2 Klassifikation von Dessertweinen aus Sauternes und Barsac von 1855

Die edelsüßen Weißweine der Gemeinden Barsac und Sauternes sind in ihrer eigenen dreistufigen Klassifizierung anzutreffen. Das wohl bekannteste Weingut als Vertreter hochkarätiger Weine ist das Weingut Château d’Yquem.

4.3 Graves-Klassifikation von 1953

Speziell für die Region Graves wurde eine einstufige Klassifizierung vorgenommen. Diese unterscheidet nach Rot- bzw. Weißweinen. Alle Weingüter dieser Anbauregion liegen in der Appellation Pessac-Léognan, darunter Château Smith Haut Lafitte und Château la Mission Haut-Brion.

4.4 Saint-Émilion-Klassifikation – erstmalig 1955

Im Gegensatz zur Médoc-Klassifikation wird die Klassifikation in Saint-Émilion alle zehn Jahre überprüft. Hier gibt es zwei Hauptkategorien: Premier Grand Cru Classé A (z.B. Château Ausone) und Premier Grand Cru Classé B (z.B. Château Canon).

4.5 Pomerol-Klassifikation

Weinberg im Anbaugebiet von Pomerol

Pomerol hat kein offizielles Klassifikationssystem wie Médoc oder Saint-Émilion; dennoch genießen einige Châteaux wie Château Pétrus einen legendären Status aufgrund ihrer Qualität.

5. Die Bedeutung des Appellationssystems

Das Appellationssystem in Bordeaux hat mehrere wichtige Funktionen:

5.1 Qualitätssicherung

Durch strenge Vorschriften sorgt das System dafür, dass nur hochwertige Weine unter dem Namen einer bestimmten Appellation verkauft werden dürfen.

5.2 Herkunftsschutz

Das System schützt auch die Herkunftsbezeichnung eines Weins; Verbraucher können sicher sein, dass sie einen authentischen Bordeaux-Wein erhalten.

5.3 Förderung regionaler Identität

Die verschiedenen Appellationen fördern ein Gefühl der regionalen Identität unter Winzern sowie bei Weinliebhabern weltweit.

Fazit: Eine Reise durch die Vielfalt von Bordeaux

Die Appellationen von Bordeaux sind nicht nur geografische Bezeichnungen; sie sind lebendige Zeugnisse einer reichen Weintradition mit tiefen Wurzeln in Geschichte, Kultur und Handwerk. Jede Appellation erzählt ihre eigene Geschichte durch ihren einzigartigen Charakter – sei es durch kraftvolle Rotweine aus dem Médoc oder elegante Tropfen aus Saint-Émilion.

Für Weinsammler bietet das Verständnis dieser Appellationen nicht nur einen tieferen Einblick in die Welt des Weins. Denn diese Appellationen bieten auch eine Möglichkeit, die eigene Weinsammlung aufzubauen oder neu auszurichten – eine wahre Reise durch die Vielfalt von Bordeaux!

Zurück zum Blog

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.